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Poetry Slam - keine Liebesgeschichten

originally published September 11, 2018


Hallöchen an alle deutschen Freunde da draußen! xx

Wer mir auf Instagram folgt, hat vielleicht mitbekommen dass ich vor einer Weile an einem Poetry Slam teilgenommen habe - meinem Ersten. 

Auf meinem IGTV könnt ihr euch die Performance ansehen. 

Da ich mehrere Anfragen nach dem Text bekommen habe, dachte ich mir ich teile ihn heute mit euch. 

....


Keine Liebesgeschichten.  

Ich steh' auf der Straße und schau' mich um .

tausend Leute, mit schnellen schritten

 wandern neben mir mit leeren blicken .

Ich steh auf der Straße und schau mich um .  

kalte Hände, hand in hand, gehen neben mir, aber haben sich schon lang voneinander abgewandt. 

ein Strom davon zieht an mir vorbei und ich fühle mich als wäre ich auch davon teil, weil -

ich hier alleine steh,

ohne eine hand

und sie mir genauso allein und einsam vorkommen wie ich -

mit beiden freien händen und meinem rücken zur wand.

 so kühl sind sie  und schon so lang einander unbekannt.

und ich steh immer noch auf der Straße  und schau mich um .

fahle Augen und blasse gesichter laufen dort tag ein, tag aus  und sehen keines ihrer eigenen Lichter. 

und ich geh auf parties und schau mich um .

seh menschen tanzen, betrunken wanken, 

sich lachend, schreiend, weinend  und mit schnellen Kiefern und leeren Augen zwischen andre menschen ranken,

um nach nähe zu fragen in dem was sie tranken 

und um am ende der nacht nichtmehr zu wissen wo sie den Abend lang standen und mit wem sie all das tranken und wankten und tanzten 

und warum sie sich jetzt eigentlich hinter dieser ecke verschanzen und sich mit dem menschen die sie eigentlich so gern haben wegen betrunkenem bullshit und sinnlosem mist beschimpfen und  zanken. 

Von all dem Lärm mach ich die Augen zu

und hör die stimmen trotzdem durch .

die menschen die nach liebe fragen, 

doch  nicht einen blick auf die Wahrheit wagen,

sind überfüllt mit leere und furcht. 

Ich seh menschen die denken sie würden sich lieben ,

doch eigentlich sehen sie nur ein Bild auf dem anderen, 

wie ein foto, zu perfekt und zurecht gerückt durch behaupten und verbiegen 

und all das was sie in dem anderen sehen ist die sehnsucht die sie nur von ihrer eigenen liebe kriegen

 und die ihnen erlauben würde auch wirklich zu verstehen wen sie da versuchen zu  „lieben“. 

ich seh menschen die denken sie würden sich lieben, 

in Sicherheit wiegen und all die träume von denen sie reden eines Tages auch wirklich kriegen. 

doch was sie wirklich tun ist nichts davon.

es ist der alte Traum - im nichts tun erstickt und leise verkomm'n.

der Traum von liebe und Leichtigkeit 

der Traum der dir sagt : "das hält für die Ewigkeit !"

aber… wenn man nicht hinschaut. 

wenn man sich nicht traut ganz unverbaut 

seine Wahrheit zu zeigen. 

dann schwimmen wir von uns weg, wie papierboote die ohne Richtung im Meer herum treiben. 

und irgendwann ist die Schicht stille zu dick die uns zertrennt, durch ewiges schweigen, 

dass wir uns nicht trauen uns doch noch zu zeigen, 

weil keiner versteht dass wir alle unter der selben Einsamkeit leiden, die uns betäubt in traurigem schweigen. 

kaum einer macht die Augen auf . 

kaum einer traut sich wirklich hinzuschauen ! 

alle verwechseln diese furcht  mit liebe . 

sich leiden sehen, die welt nicht verstehen, im streit versinken um Leidenschaft zu sehn. 

das ist keine liebe, das ist was wir heut zu tage unter  „Beziehung“ verstehn. 

ohne einmal wirklich hinaus zu gehen und sich einander anzusehen um zu verstehen, 

dass wir nur hier sind um nebeneinander zu gehen, 

 ohne bis zu den knien gegeneinander anzukämpfen und um uns am leben zu fühlen,

 weil wir die angst und die Gewissheit brauchen bis zu den knien im schlammigen sumpf des leidens zu stehen . 

damit wir uns am leben fühlen, versuchen wir dem anderen seine Wahrheit zu stehlen

 um uns dann  vor unserer eigenen zu verhüllen 

und die Dunkelheit nicht wirklich wahrzunehmen. 

und dann schauen wir -  loch um loch - 

dem anderen ein 

und fragen uns eines Tages wie wir hier her gekommen sind und wie es sich eigentlich anfühlt glücklich zu sein .

wir haben vergessen was liebe eigentlich heißt. 

wir haben vergessen dass sex nicht das selbe wie nähe ist .

wir haben vergessen dass Missgunst nicht zu Glück gehört 

und haben vergessen dass haut nicht das ist was uns eigentlich berührt. 

wir haben vergessen dass nähe kein zwang ist, 

dass "liebe machen" nicht mit Pflicht und schlechtem gewissen verwandt ist .

wir haben vergessen dass es darum geht die Augen zu öffnen 

und ehrlich zu sein, 

dass man beim fliegen nur frei ist wenn man sich traut ein Vogel zu sein und sich erlaubt die steine von seinen Füßen zu befreien .

wir haben vergessen dass es darum geht zu sehen und dann zu verstehen 

dass die Augen des anderen die uns gegenüber stehen 

nur spiegel sind für unser eigenes leben und dass was wir uns trauen wirklich zu sehen . 

und dass er sieht was du siehst wenn du verstehst dass alles in ihm auch alles in dir ist .

und eines Tages wenn man das irgendwie verstehen kann ...

doch ganz leicht und unverwandt seine maske aufhängt an einer wand, der man man von da an den rücken zu wandt. 

um ins leben zu gehn und vielleicht tatsächlich einen anderen menschen zu sehen und ohne sich umzudrehen und dann ganz banal und ohne filter seine eigene liebe in anderen menschen verstehn. 

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